Geschichte - Schützengilde Haltern e.V.

Schützengilde Haltern e.V.
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Geschichte
Die Schützengesellschaften in Haltern
Die Ursprünge der Halterner Schützengesellschaften liegen im Dunkel der Geschichte. Die Ursprünge sind wohl darin begründet, dass sich im Mittelalter und auch schon davor Gemeinschaften gebildet hatten, um die Heimatstadt zu schützen und zu verteidigen. In kriegsfreien Zeiten wurden Übungen abgehalten und daraus kann wohl die Tradition der Schützenfeste hergeleitet werden. Wenn wir heute unsere Schützenfeste feiern, denkt niemand mehr an die ursprünglichen Notgemeinschaften.
Die früheste überlieferte Nennung einer Halterner Schützengemeinschaft stammt aus einer Urkunde des Staatsarchives in Münster, datiert auf den 18. Mai 1448:


"Auch waren der Stadt Schützen von Halteren bei Nacht, als sie ihren Vogel schießen wollten, und es begegnete ihnen zwei Gesellen mit Zäumen, die ausgezogen waren Pferde zu stehlen, die nach Halteren eingebracht wurden und allda gerichtet ungefähr vor vierzig Jahren."


Man kann aber davon ausgehen, dass Schützengemeinschaften bis in die Zeit vor unserer Stadtgründung 1288 zurückgehen. Aufgrund der geografischen Lage Halterns kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen und Fehden. Die erste geschichtlich beglaubigte Auseinandersetzung Halterner Schützen mit gegnerischen Nachbarn stammt aus den Jahre 1451. Sie griffen auf Befehl des Bürgermeisters ein, da ein Gert von Bodelschwing Halterner Bauern Schweine und Schafe geraubt hatte.

Fast 120 Jahre später im Jahre 1570 wurde die Stadt Haltern von einem schweren Lippe-Hochwasser heimgesucht und die Lippe verlegte ihr Bett. Die Lippebrücke am Lipptor war überflüssig geworden. Auf Bitten des Rates der Stadt wurde vom Bischof von Münster nach Klärung der Kostenfrage der Bau einer neuen Brücke genehmigt. Leider lag der Bauplatz der neuen Brücke auf Gebiet des Vestes Recklinghausen, da ja die Lippe ihr Bett nach Süden verlegt hatte. Es folgten langwierige Verhandlungen.

Im Jahre 1579 wurde endlich mit dem Bau der neuen Brücke gegen den Willen des Vestes aber unter dem Schutz Halterner Schützen begonnen. Nach mehreren blutigen Scharmützeln um die Brücke überfielen die Vestaner im November 1587 die Brücke und brachten sie in ihren Besitz. Alsbald begannen sie mit der Zerstörung der Brücke. Auf Verhandlungen mit dem Rat der Stadt Haltern stellten der Vestaner die Abbrucharbeiten ein, aber nur solange bis keine Halterner Schützen mehr anwesend waren.  Die Antwort dauerte nicht lange. Die Halterner Schützen stürmten die Brücke, eroberten sie und brachten sie wieder in den Besitz der Stadt.

Im Jahr 1656 ruft der Rat der Stadt Haltern unter dem Eindruck des 30-jährigen Krieges und wohl auch des Essener Überfalls von 1652 zur Bildung einer allgemeinen Schützengesellschaft auf, die in den Jahren 1657 und 1660/61 in den Fehden mit dem Fürstbischof zu Münster endeten. Allerdings ohne großen Erfolg. Die Stadt Haltern mußte rund 2000 Söldner einquartieren und versorgen, mehr Soldaten als die Stadt damals als Einwohner hatte.

Nach den großen Kriegen mit ihren Entbehrungen und Leiden stand der Stadtbevölkerung in Friedenszeiten der Sinn nach Festen mit Trank und Sang. Und dann wurde ein Schützenfest gefeiert. Allerdings in vielen Orten so stark, das es zu manchen Excessen kam. Viele wandten sich von den Schützengesellschaften ab, vielleicht auch deshalb, um sich von anderen Gesellschaftsschichten abzusetzen. Die Unlust ergriff vor allem die sogenannten besseren Kreise; aber der Halterner Stadtrat wußte sich wohl zu helfen: Ratsprotokoll vom 02. Mai 1801 heisst es unter Punkt 3: 3... der älteste Schützen-Capitain völlige Schatzungsfreiheit (Steuerbefreiung) zu geniessen haben sollte. Von 1801 ist auch die älteste Plakette mit einem Namen des damaligen Schützenkönigs an der Halterner Schützenkönigskette von 1752, die zu den ältesten Ketten Westfalens zählt. Sie ist mittlerweile so schwer, dass der amtierende Schützenkönig die komplette Kette nur noch zu offiziellen Anlässen trägt. Anhand der Kette lassen sich folgende Schützenkönige bzw. Königspaare nachweisen:

  • 1801  Anton Marwitz
  • 1846  Anton Fortmann
  • 1857  Christoph Osemann
  • 1858  Franz Casper und Frau Herms
  • 1885  Fritz Stemming und Frau Stadtschulte
  • 1889  Heinrich Püthe und Frau Josef Schlüter
  • 1890  Bürgermeister Heinr.  Grothe und Frau Carl Fergas
  • 1892  Anton Böhmer und Fräulein Christine Kock
  • 1895  Wilhelm Velmering und Frau Alwine Schregel
  • 1897  Otto Meyer und Frau Ludwig Rumpf
  • 1889  Franz Koene und Frau Johann Knüvener
  • 1908  Bernhard Schrief und Frau Änne Bertling
  • 1926  Wilhelm Osemann und Fräulein Johanna Stock
  • 1936  Clemens Velmering und Frau Änne Stenner

Wie man sieht, findet man viele bekannte Halterner Familiennamen ist dieser Liste. Aber nun zurück ins 19te Jahrhundert.

Die Stadt und der Bürgermeister waren die Träger der Schützenfeste. Der Schützenkönig erhielt von der Stadt zwei silberne Löffel verbunden mit einem seidenen Bande. Es ist nicht mehr festzustellen worauf diese Sitte zurückzuführen ist. In der Stadtchronik: 2000 Jahre Haltern ist unter dem Datum 02.06.1809 erwähnt: Commissair Surmann erhält den Auftrag, zwei silberne Löffel, einen Vogel nebst Vogelstange zu verfertigen..... Vom 09. Juni 1811 ist überliefert, daß ein Schützenfest mit Scheibenschießen stattfand. Aus dem Jahre 1830 sind Statuten bekannt, die das Schützenwesen bis in das Kleinste regeln. Das Schützenkorps besteht aus zwei Kompanien, das von einem Schützenkommandanten geführt wird.

 


Die 1. Kompanie bildeten die verheirateten Schützen und die 2. die Junggesellen, quasi die Söhne der 1. Kompanie. Die Offiziere wurden unter Leitung des jeweiligen Bürgermeisters im Rathaus gewählt. Jedes Stadtviertel (Lipptor, Merschtor, Rekumertor und Mühlentor) stellte zwei Offiziere. Die persönlichen Vermögensverhältnisse durften keine Rolle spielen. Schützen mußten mindestens 18 Jahre und Offiziere mindestens 24 Jahre alt sein. Eine "ehrbare Vergangenheit" war aber Pflicht. Während des Schützenfestes hatte jeder Offizier einen "Polizeistatus". Er konnte somit Schützen, die sich nicht an die Statuten hielten inhaftieren, was auch den ernsten Charakter des Schützenfestes unterstreicht. Der Hauptgedanke war jedoch die Pflege des Brauchtums und des Gemeinschafts-denkens. Die Durchführung des Schützenfestes war wie heute bis in das kleinste Detail festgelegt. Es wurde entweder auf eine Scheibe (jeder Schütze hatte 3 Schuß) oder auf einen Vogel geschossen, bis er fiel. Jeder Schütze mußte für sein eigenes Gewehr, für Pulver und Kugeln sorgen. Das Schützenfest wurde im Abstand von vier Jahren gefeiert. Für das Bier sorgte die Stadt. Die Schützengesellschaft erhielt 8 bis 10 Tonnen (Fässer), oder mehr Bier. Ferner mußte die Stadt für den Vogel bzw. die Schützenscheibe und die Beleuchtung sorgen. Der König war verpflichtet für die Musik zu sorgen, allerdings mit einem Zuschuß der Stadt. Damit war es möglich, dass nicht nur Betuchte Schützenkönig werden konnten.

Vom 18. Juli 1838 ist ein Verhandlungsbericht über das Schützenfestbier überliefert:

Die Lieferung von 15 Tonnen Bier zu dem diesjährigen Bürgerschützenfest wurde heute dem mindestfordernden Brauer der Stadt nach gehöriger Bekanntmachung durch Schellenruf am 15. des Monats und Rundsagen an die Brauer von heute unter nachstehenden Bedingungen verbunden:

  1. Das Bier muß durchaus gut und rein geliefert werden.

  2. Das Bier wird zwei Tage vor dem Feste durch eine Prüfungs-kommission unter dem Vorsitz des Schützenleutnants Hesselmann geprüft.

  3. Der Lieferant unterwirft sich dem Aussprüche dieser Kommission über die Güte und Annahme oder Zurückweisung des Bieres ohne allen weiteren Vorbehalt.

  4. Wird das Bier von der Prüfungskommission für nicht gut anerkannt, so hat der Lieferant spätestens binnen sechs Stunden anderes gutes Bier zu liefern. Geschieht dies nicht, so wird das Bier anderweitig durch das Schützenkorps angeschafft, und trägt der Lieferant die Mehrkosten.

  5. Wer ein Gebot abgibt, unterwirft sich dadurch allen hier vorgeschriebenen Bedingungen und entsagt jeder späteren Einwendung, 'die mag Namen haben, wie sie wolle'.

Nach deutlicher Verlesung der Bedingungen wurde zum Verding geschritten und erbot sich zur Lieferung von 15 Tonnen Bier Melchior Lemloh für die Summe von 46 Reichsthalern und 15 Silbergroschen".

Am gleichen Tag wurden auch die übrigen Erfrischungen vergeben. An den Geboten beteiligten sich Franz Eltrop, Franz Anton Strickling, Georg Stüer, Johann Greveler, von denen Franz Eltrop als Höchstbietender mit 36 Rthlr. 15 Sbgr. den Zuschlag erhielt.


 
Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Reibereien mit der Stadt. Der Wehrgedanken war schon lange nicht mehr unbedingt die Basis des allgemeinen Schützenfestes. 1846 z.B. lehnte der Stadtverordnetenvorsteher Thüßing mit der Unterstützung weiterer Stadtverordneter die Zahlungen der Stadt an die Halterner Schützengesellschaft ab. Man solle das Geld lieber den Armen der Stadt zukommen lassen. Dieses Ansinnen wurde aber vom Magistrat abgelehnt, mit dem Hinweis, daß die Stadt Haltern sowohl genug Geld für die Schützengesellschaft als auch für die Armen der Stadt übrig hätte. (Das waren noch Zeiten.) Also fand das Schützenfest mit Unterstützung der Stadt statt.

1854 erfolgte sogar eine Eingabe über den damaligen Bürgermeister an der Landrat in Coesfeld, die aber auch abgewiesen wurde. 1857 wollten die Halterner Schützen wieder ein Schützenfest feiern, obwohl erst drei Jahre vergangen waren. Dank des starken Rückhaltes in der Bevölkerung konnte sich der damalige Bürgermeister Peus, trotz einer Eingabe beim Landrat, nicht gegen ein Schützenfest wehren. Christoph Osemann wurde Schützenkönig (s.o.). Die folgenden Schützenfeste wurden 1860 und 1864 gefeiert, obwohl es Bestrebungen gab, alle zwei Jahre ein Schützenfest abzuhalten. Ab ca. 1889 wurde dann nachweislich der Königskette alle zwei / drei Jahre ein Schützenfest gefeiert, nur noch unterbrochen durch die beiden großen folgenschweren Kriege des 20. Jahrhunderts.

Der Gedanke an Tradition, Brauchtum und Heimatverbundenheit ist aber immer erhalten geblieben.

(Quellen: Stadtchronik 2000 Jahre Haltern; 300 Jahre Schützengesellschaft von 1956)


 
Die Neugründung
Nachdem in den Jahren 1950 und 1952 bereits erste Versuche, wieder wie in den Jahren vor dem Krieg ein allgemeines Schützenfest zu feiern gescheitert waren, trafen sich im Jahr 1953 einige Halterner Bürger, um über einen neuen Anfang zu beraten.

Man wurde sich einig, dass für diesen Zweck die Gründung einer Gilde mit einem festen Mitgliederbestand, Mitgliedsbeiträgen und einer entsprechenden Satzung notwendig war. So wurde dann in der ersten Sitzung am 26.06.1953 im Lokal Reismann ein erster provisorischer Vorstand einberufen, welcher die Gründung der Schützengilde Haltern betreiben und ein erstes Schützenfest im Jahre 1954 organisieren sollte.

Mitglieder des ersten Vorstandes waren:
Erster Vorsitzender
Bernhard Mast
Zweiter Vorsitzender
Heinrich Stenner
Erster Schriftführer  
Walter Albers
Zweiter Schriftführer
Josef Haase
Erster Kassierer
Franz van Gaveren
Zweiter Kassierer
Curt Carlitschek
Die Beisitzer waren:
Clemens Velmering

Johannes Trogemann

Dr. med. Josef Nocke

Wilhem Osemann

Heinrich Schäpers

Bernhard Schäpers

Mit einer Gründungsfeier am 31.01.1954 trat die Schützengilde Haltern das erste mal in die große Öffentlichkeit und da das allgemeine Interesse groß war, wuchs die Mitgliederzahl entsprechend rasant an.

Die offizielle Eintragung der Schützengilde Haltern mit dem erwähnten Vorstand und der ersten Satzung in das Vereinsregister beim Amtsgericht erfolgte am 26.07.1954.

Damit stand der Durchführung des ersten Schützenfestes in den Tagen vom 31.07. bis 04.08.1954 nicht mehr im Wege. Dieses Fest wurde von der Halterner Bevölkerung mehr als gut besucht und unterstützte somit die weitere Entwicklung des Schützenwesens in Haltern.

Im Laufe der ersten zwei Jahre der jungen Schützengilde wurden die Vereinsstrukturen festgelegt. Die Kompanien wurden gegründet, die Kompanieführungen gewählt und die Posten der Stabsoffiziere eingerichtet. In verschiedenen Mitgliederversammlungen wurde die Satzung diesen Strukturen angepasst und der endgültige Vorstand festgelegt.



Somit stellte sich im Jahre 1956 der erste vollständige Vorstand wie folgt dar:
Präsident  
Bernhard Mast
Vizepräsident
Clemens Velmering
Schriftführer  
Karl Püthe
Stellv. Schriftführer
Kurt Rumpf
Schatzmeister  
Walter Albers
Stellv. Schatzmeister
Hubert Billmann
1. Beisitzer (der König)
Heinrich Arand
Oberst   
Wilhelm Osemann
Oberstleutnant
Dr. Josef Nocke
Ehrenoberst  
Fritz Drees
Major 1. Bat.
Josef Haase
Major 2. Bat.
Fritz Herberstein
Hauptmann 1. Komp.
Franz Edelbrock
Hauptmann 2. Komp.
Walter Seybusch
Hauptmann 3. Komp.
Hubert Wirtz
Hauptmann 4. Komp.
Walter Dewies
Hauptmann 5. Komp.
Heinz Overhaus
Hauptmann 6. Komp.
Egon Lambernd
Hauptmann 7. Komp.
Franz-Josef Baumgardt
Hauptmann 8. Komp.
Fred Lichters
Hauptmann der Sappeure
Hermann Bohmert
Korps-Schießmeister
Josef Köster
Beisitzer
Heinrich Stenner
Beisitzer
Johannes Trogemann
Beisitzer
Bernhard Schäpers
Beisitzer
Carl Tillmann
Der Ablauf des Schützenfestes und die Satzung des Vereins sind im Laufe der nunmehr 50 Jahre häufig geändert worden, die Grundaussagen und die Grundstruktur blieben jedoch bislang unverändert. Die Zusammensetzung des Vorstandes ist heute fast noch wie damals.

Alle Vorstandsmitglieder von damals bis heute aufzuzählen wäre nicht nur ermüdend, sondern ist auch kaum noch möglich, weil nicht alle Veränderungen lückenlos dokumentiert sind. Aus diesem Grunde seien hier, stellvertretend für alle die sich im Laufe der 50 Jahre ehrenamtlich in der Schützengilde engagiert haben, nur die Präsidenten und Oberste erwähnt.
Präsidenten:

Clemens Velmering
1961 - 1963
Wilhelm Osemann
1963 - 1965
Franz Edelbrock
1965 - 1971
Franz-Josef Baumgardt
1971 - 1976
Adolf Pieper
1976 - 1992
Helmut Schwering
1992 - 2004
Axel Schmäing
2004 - 2020
Frank Leopold
seit 2020


Oberste:

Dr. Josef Nocke
1968 - 1975
Egon Lambernd
1975 - 1988
Bernd Kleinefeld
1988 - 1999
Norbert Grothues
1999 - 2010
Bernhard Döbber
2010 - 2014
Klaus Lehmacher
seit 2014
Im Laufe der jetzt 50-jährigen Vereinsgeschichte waren es aber nicht nur diese wenigen Personen, welche dazu beigetragen haben, die Schützengilde Haltern e. V. zu dem zu machen, was sie heute ist. Sicherlich waren im laufe dieser Zeit tausende andere Halterner Bürger an dieser Entwicklung beteiligt.



Welch großen Zuspruch das Schützenwesen in Haltern erfährt sieht man an der positiven Entwicklung der Mitgliederzahlen der Schützengilde Haltern e. V. und natürlich nicht zuletzt an der Beteiligung der Bevölkerung beim Schützenfest.


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